Dienstag, 21. Mai 2019

Klassentreffen 6b

Süße sechzehn war ich alt. Sechzig Jahre sind vergangen seit dem Abschluss an der Marienschule in der Hammer Innenstadt. Eine schöne Runde traf sich vergangenen Samstag in den Zunftstuben in der Oststraße. Jede hatte eine kleine Geschichte mitgebracht.
Renate K. kam aus Gießen, der Mann war mitgekommen. Vor drei Jahren hatte sie sich bei einem Fahrradsturz schlimme Schulterbrüche zugezogen und ein paar Wochen später während des Urlaubs in Ägypten eine lange Treppe hinuntergestürzt, ins Krankenhaus gekommen und seitdem unsicher geworden in den täglichen Dingen.
Gudrun S. war während der Schulzeit schwanger geworden, das Kind wurde zu früh geboren und hat nicht überlebt. Die erste Ehe ging in die Brüche. Die zweite Ehe ging lange gut, doch seit zehn Jahren pflegt sie ihn. Was er hat? Alles, sagt sie. Wer ihn jetzt gerade versorgt, während sie hier ist? Eine Enkelin und die muss auch bald abgelöst werden.
Ulla R. erzählt von Läusetherapie gegen ihre Hepatitis Krankheit vor vielen Jahren, trotz unsportlichem Mann weiter sportlich tätig und verdammt gut drauf.
Christa K. pflegt seit zwei Jahren ihren inkontinenten Mann und weiß nicht, sie lange sie das noch stemmen kann. Mit ihr kann ich auch ein paar Anekdoten aus den Klapsenjahren auf dem Gelände des alten Rittergutes Heithof austauschen.
Rosemarie H. ist immer noch mit Immobilien und eigenen Mietobjekten beschäftigt, zum Teil in Hamm, zum Teil in Spanien, wo sie auch zeitweise wohnt.
Ingrid L. wohnt immer noch im Hammer Weste, Haus und Garten haben sie noch, allerdings nicht mehr so groß, einen Teil haben sie abgegeben, alles paletti.
Elisabeth D. geht es gut, hat durch ihren Mann, in jungen Jahren erfolgreicher Wasserballer bei Rote Erde Hamm, haben immer noch Kontakt zu Mannschaftskollegen mit Besuchen in Kanada zum Beispiel, hat Kinder und Enkelkinder.
Maria L. hat eine Mietimmobilie in der Nähe von Brokhof und Heessener Markt. Laufen ist nicht mehr so doll. Ansonsten alles klar.
Gisela R. wohnt in Drensteinfurt, ist mit dem Auto da, erzählt von früheren Urlauben mit Dachzelt durch Norwegen zum Nordcap.
Angelika S. war vor kurzem gestolpert, auf das Gesicht gefallen und hatte noch immer böse Schwellungen. Haus in Rhynern hat sie jetzt verkauft, weil der Mann schon lange tot ist und Haus und Garten ihr zuviel wurden, wohnt jetzt in einer schönen großen Wohnung.
Gisela G. wohnt immer noch im Welver, Sohn ist erfolgreicher Rechtsanwalt in Soest, Honorarprofessor an verschiedenen Hochschulen, Enkelkinder auch auf Erfolgsspur.
Dann gab's Informationen und Briefe von Mitschülerinnen, die nicht mehr da sind oder nicht kommen konnten:
Meine Freundin Christa R. ist im Dezember 2015 gestorben.
Ilse S. hat einen langen Brief geschrieben, Haus verkauft, jetzt Wohnung, viel auf Reisen, alles gut.
Gertrud B., meine Freundin vom Bauernhof in Opsen, die ich immer so bewundert hatte wegen ihrer Ordnung, ist inzwischen dement. Ingrid hatte mit ihr und dem Mann telefoniert. schon beim Klassentreffen vor fünf Jahren hätte sie schwere Orientierungsprobleme gehabt, nach der Veranstaltung ihr Auto nicht gefunden, der Mann musste sie abholen. Im Nachhinein denke ich, dass zwei Schicksalsschläge nun mit zunehmendem Alter nachwirken. Vor Jahrzehnten hat Gertrud zwei sehr kleine Kinder bei Verkehrsunfällen verloren.
Rita N. fährt wegen Augenleiden nicht mehr Auto und mit öffentlichen Verkehrsmitteln sei es von Warburg aus schwierig nach Hamm zu kommen.
Margot M. wohnt immer noch in Köln-Brück, konnte wegen Hüftoperation nicht kommen.
Angelika G., auch eine gute Freundin, war mit Verdacht auf Schlaganfall im Krankenhaus.
Bärbel M., unsere Sportskanone, wohnt immer noch in der Nähe von Mainz, hatte einen Schlaganfall und ist zurzeit in der Reha.
Nach drei Stunden Zunftstuben mit Schnitzel-, Hähnchen-, Salattellern, Rotwein und Mineralwasser packte es noch ein Häufchen von sechs bis zur Eisdiele am Marktplatz zu Füßen der Pauluskirche.
Zu dritt dann noch ein Stückchen bis zum Parkplatz am Stadthaus mit Gisela und mit Ingrid bis zur Bushaltestelle am Westentor, wo sie gleich in die Eins einsteigen konnte.
In zwei Jahren wollen wir uns wieder treffen, damit wir uns dann auch noch wieder kennen. Jetzt waren wir 13 von 33, schreibt die Zeitung.

Sonntag, 12. Mai 2019

Bernd

Du bist gegangen. Vor einigen Monaten nun schon. Dabei denke ich bei jedem Schreibprojekt an dich, an deine Ratschläge. Wie bekomme ich es hin, dass ein Text fließt, das heißt, dass ich den Leser mitnehme? Du hast es mir mit Detailkommentaren gezeigt. Ich habe es gelernt und habe nun täglich Freude daran. Und oft denke ich an zwei deiner Prosafragmente und frage mich:
Wer holt nun den armen Verschütteten ans Licht?
Und wer holt den Mediator aus dem Sumpf, damit Menschen auf diesem fernen Planeten leben können?
Irgendwie seltsam, dass du nicht mehr da bist, ich dich nie persönlich treffen kann.
Ruhe in Frieden, lieber Bernd.

Pisten immer da

Pisten sehe ich vor mir, Kurve oberhalb von Arraba, immer viele Skifahrer an der engen steilen Stelle, Schneeverschiebungen und etwas vereis...