Samstag, 10. März 2018

Hannover

Brigitte, genannt Brischid, hatte den süßesten Po und die gemütlichste Kneipe. Willem's gute Stube in der Lavesstraße direkt neben dem Kino. Jeden Tag kaufte sie im Laden gegenüber Brot und Schmalz und schmierte Schmalzbrote, die köstlich schmeckten. Um die Theke herum war immer richtig was los. Einige kamen regelmäßig, andere kehrten nach der Kinovorstellung mal eben ein. Kult war das.

Dienstag, 6. März 2018

Traueranzeigen

Langsam kann ich sie sammeln, die Traueranzeigen. Heute suchte ich eine Freundin (Renate Z.) aus Hannover und muss lesen, dass sie seit zwei Jahren tot ist. Dann schaute ich noch nach Rainer, fast sechs Jahre tot. Hannes im Mai 2017 gestorben, achtzig Jahre alt. Das tut richtig weh. Fritz ist vor ein paar Monaten gestorben. Wo sind sie alle geblieben?
Und Jürgen? Wo ist Jürgen? Den finde ich gar nicht im Netz. Als wäre er nie da gewesen. Jedenfalls trauern um Renate tut er nicht. Das heißt, entweder hatte er schon vorher Frau, Sohn und Hannover verlassen oder er ist auch längst tot.

Montag, 5. März 2018

Berlin

Mein Gott, war das schön damals in Berlin. Ich war ein anderer Mensch, glücklich und frei. Sieben Stunden brauchte der D-Zug. Um Mitternacht einsteigen und morgens um sieben am Bahnhof Zoo aussteigen. Straßen und Plätze, alles erreichbar, alles für mich, für uns. Das Tor zur Welt stand weit offen, ganz, ganz weit. Amüsieren über die Springerpresse in der Gewissheit: wir werden die Welt ändern und darüber lachen. Freibad Insulaner oder Wannsee im Sommer und Burlington Socken bei KaDeWe im Winter. Currywurst an vielen Ecken und nachts beim Hühner Hugo noch was zu essen kriegen. Ach, und die Eierschale. Da gab es Livemusik, jazzig, swingig, unglaublich angesagt.

Donnerstag, 1. März 2018

Bänklerweg

Erinnerungen und Gedanken. Ich komme vom Einkaufen durch den Sudentenweg, überquere den Nordenstiftsweg, gehe den Bänklerweg hoch und da gehts schon los mit den Gedanken: Rechts war Schoppmanns Wiese. Da war kein Haus. Wir konnten hier wunderbar Schlitten fahren. Links wohnt Gerda, ein paar Jahre jünger als ich, etwa Ende Sechzig. Sie lief als Kind hier herum und nervte, wenn wir Größeren mit anderen Themen beschäftigt waren. Sprüche machen, angeben, flirten. Possieren nannte man das. Jungen waren immer reichlich im Bänklerweg, Theo, Heinz, Berni. Auch aus anderen Straßen kamen sie, Nobsche mit dem Fahrrad, Ossi sogar mit Moped. Und diese kleine Gerdagöre beschimpfte uns als "Possierlappen".
Jetzt überlege ich gerade, wer außer Gerdalein von all diesen überhaupt noch da ist. Im Häuschen links wohnte Christa mit Eltern und vier Geschwistern. Sie wohnt nicht mehr in Hamm. Später wohnte nur noch Fritz da, ihr Schwager. Als es nicht mehr ging, kam er in eine Einrichtung. Ende letzten Jahres ist er gestorben, 84 war er. Gegenüber war "Tante Toni". eine Kneipe. Toni hatte das Häuschen gekauft, unten die Kneipe eingerichtet und oben wohnte sie mit Manfred, ihrem Sohn, genannt Jimmy. Der stand nicht mehr abends zum Flirten im Bänklerweg, war schon älter, hatte ein kleines Auto und fuhr in der Stadt herum. Später übernahm er die Kneipe, machte zusammen mit Brigitte ein richtig schönes Restaurant mit Lavagrill daraus, das auch super lief. Leider war die Arbeit am Bierhahn auf Dauer nichts für ihn. Brigitte verschwand irgendwann aus dem Bänklerweg. Jimmy versuchte es noch eine Weile alleine, wurde aber alkoholkrank und musste Lokal und Häuschen aufgeben. Irgendwo auf dem Land soll er ein Lampengeschäft gehabt haben. Jetzt ist er schon lange tot. Ob er die Sechzig überhaupt erreicht hat? Ich weiß es nicht.

Pisten immer da

Pisten sehe ich vor mir, Kurve oberhalb von Arraba, immer viele Skifahrer an der engen steilen Stelle, Schneeverschiebungen und etwas vereis...